TEIL 2 - EINE WACKELIGE SLAWISCHE THEORIE

In der Öffentlichkeit wird fast ausnahmslos ein slawischer Ursprung der Ortsbezeichnung Schwedt propagiert und anstandslos von den Lesern akzeptiert und somit auch mündlich weitergegeben. Wer sich aber näher mit dieser Problematik beschäftig, der gelangt sehr schnell zu der Erkenntnis, daß es da einige Widersprüche gibt. Weder können die üblichen Bildungsvarianten für slawische Ortsnamen auf Schwedt angewendet werden, noch sind die angeblichen klanglichen Zusammenhänge mit der slawischen Sprache vereinbar.
Allen Chronisten des 19. Jahrhunderts (Probst, Medem, Thomae) fehlte die gesicherte Kenntnis vom Vorhandensein einer slawischen Fürstenburg bei Schwedt. Jedoch gab es durch Funde und Überlieferungen Hinweise in diese Richtung. So hieß die Wiese im Polder, wo sich einst die Slawenburg befand, unter den Einheimischen “de Borgwall” (Carl Ballentin). Dennoch blieb ein Zusammenhang zwischen dem heutigen Schwedt und einer ehemaligen Slawensiedlung damals hypothetisch. Deshalb lenken alle genannten Autoren ihr Augenmerk auch richtigerweise auf andere Abstammungsmöglichkeiten. Wie üblich zitieren sie sich dabei auch untereinander und berufen sich auf zahlreiche überregionale Werke anderer, zum Teil sehr alter, Chronisten ( Engel, Zeiller).
So beginnt Probst erstmalig mit der Mutmaßung eines slawischen Ursprunges in seiner Chronik. Wie kommt er nun darauf ? Er benennt eine Urkunde zur Stadtgründung Prenzlaus von 1138, in der auch auf eine slawische Siedlung “Civitas Suet” an der Oder hingewiesen wird. Wörtlich lautet diese Textstelle: “ ...Von der Gründung Prenzlaus kunde gebend, nennt eine Urkunde von 1138 “Civitas Suet” eine an der Oder (Suevus) gelegene Ortschaft der Wenden.... “ Ob ihm da nun eine (heute nicht mehr existente) Urkunde vorgelegen oder er sich vertan hat, wie Westermann später behauptet, werden wir vorläufig kaum erfahren.[1]
Für Probst stand eindeutig fest, daß die slawische Siedlung “Suet” mit der Slawenburg “Suitleiscranne” aus der Sachsengeschichte identisch ist. In Zusammenhang mit der Nennung dieser slawischen Siedlung und in Kombination mit der Kenntnis von Bodenfunden (Feldsteinfundamente im Mittelbruch bei der Anlage des Landgrabens, wahrscheinlich im Umfeld des heutigen Wasserturmes/Turmhotels) und alten Überlieferungen (slawisches Heiligtum des Totengottes Flints als mögliche Namensgebung für den heutigen Flinkenberg/ slawische Mythologie ) gelangte Probst als erster Autor zu der Annahme, daß die Ortsbezeichnung Schwedt auch vom Slawischen abstammen könnte. Er vergleicht alte historische Schreibweisen und zieht Vergleiche zum slawischen sweti = heilig.
Der Chronist Medem widmet sich verstärkt der Urkundenlage und verzichtet auf Versuche einer etymologischen Ableitung der Ortsbezeichnung Schwedt.
Im Laufe weiterer Recherchen mehrten sich bei mir immer mehr Zweifel, daß die Ortsbezeichnung Schwedt, wie in jüngster Zeit oft publiziert, kaum aus dem Slawischen stammen kann. Selbst neue wissenschaftlich begründete Schriften legen den Schwerpunkt auf eine keltisch-germanische Abstammung. Was spricht da eigentlich noch für eine ürsprünglich slawische Ortsbezeichnung ?
Aus meiner Sicht nur die Äußerungen des Schwedter Ortschronisten Westermann, der sich wahrscheinlich auf Thomae bezieht. Wie er mehrfach andeutet, soll der heutige Ortsname aus dem Slawischen von swjaty = heilig (bei Probst und de la Pierre “sweti”) abgeleitet werden können. Bei Buttman, der nur allgemein darauf eingeht, steht der Wortstamm sswet für sswetly = Licht und sswety = heilig in der slawischen Sprache und Götterwelt. Westermann selbst bleibt die Begründung für seine Annahme in den von mir gelesenen Ausarbeitungen weitestgehend schuldig.
Folgt man allerdings der Grundlage für die Ableitung/Bildung slawischer Ortsnamen auf www.onomastik.com, so läßt sich für Schwedt kein grundsätzlicher Bezug zur slawischen Sprache finden. Selbst wenn man einen slawischen Ortsnamen mit einem auf “y” oder “i” endenden Wortstamm (siehe swjaty oder Swiecie = Bezeichnung des heute polnischen Schwedt bei Kolberg und des ehem. Schwetz an der Weichsel) als Grundlage voraussetzt, ist eine Ableitung z.B. über die slawischen Suffixe ici/ovici nicht zu erklären, enden solche Ortsnamen heute im Deutschen mit der Endung “itz" oder "tz”. Diese Endung wäre ein Hinweis auf eine Benennung eines Ortes nach Zugehörigkeit der Bewohner zu einer Person / Fürsten. Thomae’s Vergleiche zum Schwedt bei Kolberg (bei ihm Schwedt bei Treptow an der Rega/heute Trzebiatow) - wo ein slawisches Heiligtum nachgewiesen ist - hinken, wurde dies doch im Spätmittelalter bereits als Szwetie (1224) benannt. Und das Swiecie = Schwetz an der Weichsel muß anders abgeleitet werden, da dies kaschubischen Ursprunges ist.
Leider handelt es sich mit der altslawischen Sprache um eine ausgestorbene Sprache. Vergleiche zum Sorbischen in der Lausitz oder zum heutigen Polnisch sind auf Grund der Sprachunterschiede nur bedingt zu empfehlen. Zumal auch über die Jahrhunderte eine Eindeutschung erfolgte, begleitet von Höhr- und Sprachfehlern. Die moderne Forschung liefert auch noch weitere Anhaltspunkte für einen moderaten Umgang mit bisherigem slawischen Grundlagendenken, denn auch die Slawen übernahmen beim Eindringen in neue Siedlungsgebiete zwischen Oder und Elbe germanische Orts- und Flurbezeichnungen. Sie nahmen sogar Reste verbliebener germanischer Bevölkerung auf. Ein Indiz dafür könnte der Fund des Gräberfeldes am “alten” Sägewerk (1998) sein. Neben Höckerbestattungen fand man Urnengräber und reste slawischer Besiedlung.
Als einziger Chronist widmet sich Thomae ausführlich einer eventuellen slawischen Ableitung der schwedter Ortsbezeichnung. Obwohl er am Ende die Schlußfolgerung zieht, daß Schwedt vom slawischen “swjati” für heilig abstammt, klingt das für mich in Bezug auf sein Gesamtwerk unlogisch. Er weist vorher auf keltische Zusammenhänge, ehe er sich über mehrere Seiten dem “Slawischen” widmet. Dabei bezieht er sich u.a. auf Berghaus, der Vergleiche zum russisch-slawischen”zwatj” = Blume oder dem russischen “scwat” = Glanz/Licht/Schein zieht. Im Gegensatz zu Thomae hält Berghaus selbst eine Ableitung vom slawischen “swjati” = heilig für die Etymologie eines Ortsnamens für “ zu weit hergeholt”.

Ableitung des Ortsnamens bei Berghaus

Landbuch der Mark Brandenburg (1855) lesen

Thomae weißt richtigerweise darauf hin, daß sich die Slawen oft auf ehemaligen suebischen Wohnstätten niederließen. Er benennt die hiesigen Bewohner als Ukrer = Grenzbewohner [2] (abgeleitet vom russischen Ukraine und Graniza = für Grenze) und setzt den Namen des kleinen Flüßchens Welse in Verbindung mit dem Hauptstamm der slawischen Wilzen. Er hält demnach eine Übernahme von Flur- und Ortsbezeichnungen mit keltisch-germanischen Ursprung durch die Slawen ebenfalls für wahrscheinlich. Warum sich Thomae dann letztendlich für die These Schwedt = slawisch für "heilig" als die wahrscheinlichste Variante entscheidet, bleibt mir völlig unklar. Vielleicht stand er unter dem Eindruck aktueller archäologischer Funde zur damaligen Zeit, denn er hielt ein 1865, bei der Verlegung von Gasröhren dicht an der Stadtkirche entdecktes Feldsteinfundament und “menschliche Gebeine”, für die Überreste des “heidnischen Tempels" (der Slawen), dessen Umgebung die Begräbnisstätte bildete.
Trotz seiner recht umfangreichen slawischen Betrachtung, die er - wahrscheinlich inspiriert durch die bereits in der von Probst erwähnten Ableitung der Schwedter Ortsbezeichnung - in diese Richtung intensiviert hat, kann diese These auf Grund vieler offener Fragen nicht wirklich überzeugen.
Obwohl sich die 3 Chronisten des 19. Jahrhunderts mehr oder weniger auch mit einer keltisch-germanischen Abstammung Schwedts beschäftigten, gelangte die Ableitung vom "Slawischen" in die heute gängige und oft publizierte Meinung. Verantwortlich dafür dürfte der häufig zitierte Westermann sein, der diese These zwischen 1920 und 1940 mehrfach in verschiedenen Ausarbeitungen verbreitete. Die damaligen Funde des bedeutenden slawischen Burgwalles in der Nähe des heutigen Schöpfwerkes Schwedt I dürften ihn zu dieser Verbreitung bewegt haben. Und nach dem 2. Weltkrieg und dem gerade überstandenen Germanenkult durch die Nazipropaganda kam diese These der politischen Doktrin gerade recht. Bei allem Für und Wider bleibt der Fakt, daß der Ortsname Schwedt’s weder einer etymologischen Herleitung als slawischer Ortsname über Bestimmungswort und Suffix (also wenigstens zweisilbig oder siehe Haefs Teil 3) noch anderweitig entspricht. Schon die Einsilbigkeit läßt Zweifel aufkommen (nach meiner eigenen Erkenntnis, wurde ich später durch Bender bestätigt siehe Teil 3), denn sie wäre in diesem Fall selten. Die wenigen einsilbigen slawischen Ortsnamen enden da wenigstens “slawengerecht” auf “tz” "z" oder “n” (Gartz, Menz). Schwedt hat nichts dergleichen aufzuweisen. So sehr ich mich auch bemühte, einen Nachweis für eine slawische Herkunft des Ortsnamen Schwedt von "heilig" kann ich bisher nicht erbringen. Hilfe von wissenschaftlicher Seite u.a. durch die Abteilung Namensforschung der Universität Leipzig blieb mir aus Kostengründen versagt. Da ich meine Erkenntnisse allerdings durch verschiedene Ausarbeitungen auf diversen Internetseiten und weiteren Publikationen gewinnen und bekräftigen konnte, glaube ich kaum an eine Möglichkeit, daß der Ortsname unserer Heimatstadt vom Slawischen, zumindest in dieser Form, abstammt.

(DS 22.02.2010)

[1]


Westermann's Kommentar zur Stadtnennung 1138 Quelle: Neuveröffentlichung der Probst'schen Chronik (1824/1834) in den "Schwedter Heimatblättern" als Beilage in den "Schwedter Tageblättern" durch Erich Westermann

Die Bemerkung Westermanns, daß Probst sich mit der Jahreszahl 1138 irrt (weil nicht bewiesen), ist so nicht ganz richtig. Seine Aussage wirft Fragen auf. Sie allerdings als falsch zu bezeichnen, da macht es sich Westermann zu einfach.
Zum Ende meiner Recherchen zu diesem Thema fand ich im “Landbuch der Mark Brandenburg” von Berghaus (1855) eine mögliche Bestätigung der Probst’schen Angaben. Hätte ich mir nicht auch die Kurzchroniken anderer Städte bei Berghaus durchgelesen, mir wäre diese Übereinstimmung nicht aufgefallen.

Folgend die Zitate in der Gegenüberstellung:

Probst schreibt: “ Auch Schwedt verdankt seine Entstehung höchstwahrscheinlich den Wenden, und man darf solcher Vermutung um so mehr Raum geben, als urkundlich bewiesen ist, der Ort habe schon im Jahre 1138 existiert, als der pommersche Herzog Primislav die Burg Prenzlau aufwarf,...” und später weiter “ ...Von der Gründung Prenzlaus Kunde gebend, nennt eine Urkunde von 1138 “Civitas Suet” eine an der Oder (Suevus) gelegene Ortschaft der Wenden....

Berghaus zitiert aus der Chronik des Andreas “Angelus” Engel (Annales Marchiae Brandenburgicae 1598):” Im 1138-sten Jahr hat Premislaus, der Wenden König, in der Taufe aber Henricus genannt, die Stad Prenzlaw, in der Uckermark gelegen, anfänglich erbawet, wnnd sie nach seinem nahmen Primislauiam genannt.
In der Folge begründet er durch bekannte Geschichtsdaten und Dokumente die Plausibilität dieser Jahreszahl.

Es muß sich aus folgenden Gesichtspunkten um zwei unterschiedliche Quellen handeln, die somit die Richtigkeit der Jahreszahl 1138 unabhängig voneinander bestätigen:
- beide Chronisten schreiben vom beginnenden Burg-/Stadtbau im Jahre 1138 von Prenzlau durch den Pommernherzog/Wendenkönig Primislav/Premislaus (Pribislaw-Heinrich 1075 bis 1150)
- Probst schreibt explizit von einer Urkunde - folglich muß er Kenntnis von dieser bekommen haben, auch wenn diese danach nicht mehr auffindbar sein sollte
- hätte Berghaus die gleiche Quelle wie Probst benutzt, wäre ihm sicher die Textstelle in Zusammenhang mit der Slawensiedlung Suet an der Oder und Schwedt aufgefallen
- Berghaus zitiert dagegen aus Engel’s Chronik, der zwar als wundersam, aber als zuverlässig gilt (spätere Abgleiche mit vorhandenen Urkunden oder Schriften bestätigten Engels Angaben, somit ist auch von der Richtigkeit nicht mehr zu vergleichender Daten auszugehen)
- Berghaus’s identische Nennung des Jahres 1138 zur Stadtgründung Schwedt’s bezieht er allerdings aus einem Bericht des Magistrats zu Schwedt vom November 1852. Der Magistrat wiederum dürfte sich auf Probst berufen haben.

Da also 2 unabhängig voneinander berichtende Chronisten auf Siedlungsaktivitäten aus dem Jahre 1138 verweisen, spricht die Faktenlage trotz geringfügiger inhaltlicher Unterschiede eine eindeutige Sprache. Es muß also Unterlagen über das Jahr 1138 gegeben haben.
Auch wer Probst gelesen und sich mit den Quellen auseinander gesetzt hat, der wird sein Vorgehen nachvollziehen können. Deshalb kann man auch die Aussage von ihm zur slawischen Siedlung "Suet" an der Oder als richtig ansehen.
Der Begriff “civitas” (*) , der von Probst aus der Urkunde zitiert wird läßt erahnen, daß diese Urkunde in Latein verfaßt gewesen sein muß. Eine wendische Stadt “Suet” in unserem oder mittelalterlichem Verständnis muß das nicht bedeuten. "Civitas” kann man auch als “stadtähnliche” Siedlung definieren oder als Ort mit diversen Handwerkern oder slawischem Marktreiben verstehen, so wie es auf dem slawischen Burgwall in Schwedt für diese Epoche archäologisch nachgewiesen werden konnte.
Daß Probst aus einer lateinischen Urkunde zitiert und Engel seine Chronik auf deutsch verfaßte läßt ebenfalls den Schluß zu, daß es sich um verschiedene Quellen handeln könnte. Es sei denn, Engel erwähnt ebenfalls diese Urkunde auf lateinisch und von Berghaus ist dies in seiner umfangreichen Arbeit übersehen worden. Probst selbst führt die Chronik von Engel allerdings nicht in seiner Quelleangabe an.

(*) Erläuterungen zum Begriff civitas:

civitas = verwand mit den heutigen Begriffen Zivilisation, zivilisiert
civitas = Bürgerrechte einzelner Personen im antiken Rom, diese wurden später der Einfachheit wegen gleich ganzen Ortschaften verliehen - daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der Begriff Civitas = Stadt, Ortschaft - oft fälschlich nur als Ort mit Stadtrechten (Marktrecht, Zünfte, Schutzrechte) interpretiert

[2]

Die Bezeichnung Ukrer = Grenzbewohner ist für mich nicht schlüssig, aber eine Folge mittlerweile geänderter Sprachgewohnheiten. Ich bringe dieses Beispiel hier allerdings an um zu unterstreichen, daß die Schlußfolgerungen Thomaes und anderer Autoren zur Namensfindung unserer Stadt Schwedt vom slawischen "heilig" nicht kritiklos zu übernehmen sind.
Heute sprechen wir bei unseren slawischen Vorfahren von U(c)kranen (gesprochen heute U"kranen"). Beachtet man die Zugehörigkeit dieser zum ursprünglichen Siedlungsraum des Stammes der "Ranen" (Ostseeküste um die Inseln Rügen und Usedom westlich der Odermündung) und Pomo"ranen" (Ostseeküste östlich der Odermündung), so liegt eine ursprüngliche Bezeichnung als Uk"ranen" (*) auf der Hand. Somit hätte die Positionierung dieses Völkerstammes nichts mit einem Grenzbewohner gemein. Aus Sicht einer slawischen Besiedlung und völkischer Gemeinsamkeit (begründet aus den möglichen Siedlungswegen der Slawen über die großen Ströme Weichsel, Oder und Elbe sowie entlang der Ostseeküste) und geographischen Bedingungen im Odermündungsgebiet stellt sich die Frage: Welches Grenzland sollte diese Bevölkerung bewohnt haben ? Auch die dann spätere sinnfreie Bezeichnung als Uckermark erst ab dem 15. Jhd. (2-mal der Begriff Grenzland aus dem slawischen und deutschen Sprachgebrauch) läßt dies bezweifeln. Grenzland war dieses Gebiet für die Slawen einfach nicht, denn sie siedelten bekanntlich bis zur mittleren Elbe. Erst mit dem Aufkommen deutscher Gebietsansprüche wurde nicht nur dieser Flecken zu einer Grenzregion.
Somit bekommt die sprachliche Herkunft nach dem Flusse "Ucker" eine stärkere Grundlage. Warum aber fungierte das im Vergleich zur Oder kleine Flüsschen "Ucker" (die sich Windende ?) als Namensgeber für die Uckerwenden ? Die Oder floß im unteren Odertal ebenfalls in schlängelnder Mäanderform. Namentlich dürfte die Oder allerdings auch schon den Slawen als alter Handelsweg bekannt gewesen sein, sodaß Ihr Name den Slawen auch in keltisch-germanischer Form (wahrscheinlich Suebus/Suevus) überliefert war, sodaß eine Übernahme der gebräuchlichen Bezeichnung erfolgte.
Eine mögliche Antwort finden wir vielleicht auch in den Besiedlungswegen der Slawen. Während die Elbe und Weichsel relativ schnell bis zur Mündung in Nord- und Ostsee befahren werden konnten, war der mittlere Weg über die Oder mit Spree, Warthe und Neiße durch Spreewald, Oder- und Warthebruch blockiert. Somit waren die Siedlungszüge von Westen (Elbemündung) und von Osten (Weichselmündung) entlang der Ostseeküste schneller. In relativer Mitte zwischen beiden genannten Strömen befand sich dann die Odermündung und man zog nicht nur an diesem Strom wieder zurück in das Landesinnere. Somit hatten sich die Uckerwenden vielleicht schon einen Namen nach dem Flusse Ucker gegeben, bevor sie in einer südlichen Siedlungsbewegung über Ucker, Randow, Welse erneut auf die Oder trafen.
Weiterhin müssen damalige eventuelle geographische Gegebenheiten beachtet werden. So ist nicht endgültig zu klären, wie weit sich damals die Oder selbst direkt über das untere Odertal und Welse- Randowbruch (früher Löcknitz) in westlicher Richtung ergoß und eine Besiedlung des Gebietes zusammen mit dem Einzugsgebiet der Ucker mehr oder weniger begünstigte. (aktuelle Untersuchungen der Flora zur Slawenzeit erfolgen momentan im Rahmen eines Projektes des Landesamtes für Denkmalspflege) Setzt man eine mögliche Gabelung zweier Transportwege über diese 2 Urstromtäler von Süden über die Oder kommend voraus, so mußte Zwangsläufig eine Siedlung (Schwedt) an deren Teilung b.z.w. Zusammenführung als “Vorposten” entstehen. Da die Slawen allerdings auf dem westlich der Oder-Welse-Randow-Linie befindlichen Plateau mit dem Uckerfluß bessere Siedlungsbedingungen vorfanden als in den von Überschwemmungen bedrohten Niederungen , war die Orientierung zu diesem Gebiet hin (in der Folge auch sprachlich) eine Notwendigkeit.

(*) Eine ursprüngliche Bezeichnung als Ucker”ranen” liegt im Bereich des Möglichen. Diese könnte sich durch nachweisliche Sprachverschiebungen zu Uk”ranen” gewandelt haben.

(geändert am 11.09.2012)


Teil 1 - Schreibweisen & geogr. Betrachtung
Ergänzung