EIN DEUTSCHLAND - CHANCEN U. PROBLEME -1990 FF

Ende der 80-er Jahre war die Entwicklung der Stadt im Großen und Ganzen abgeschlossen. Doch ab 1989 zeichnete sich eine neue Entwicklung ab, an deren Ende die Einigung Deutschlands stand. Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Änderungen sorgten in allen Gebieten der ehem. DDR für neue Verhältnisse. Betriebe wurden geschlossen und Personal entlassen. Verschwunden sind u.a. das Plattenwerk, das Betonwerk, die Schuhfabrik, die Rohtabakfabrik und das Fleischverarbeitungswerk. Die hohe Arbeitslosigkeit und die geringen Aussichten auf eine neue Tätigkeit veranlassen bis heute noch viele Schwedter, ihre Heimat zu verlassen.Die industriellen Kerne konnten, im Gegensatz zu anderen ostdeutschen Gebieten, erhalten und teilweise sogar ausgebaut werden. Jedoch arbeiten immer weniger Leute in den Chemie- und Papierbetrieben. Die Einwohnerzahl sank auf ca. 34000 und ist weiter rückläufig. Der immense Wohnungsleerstand, besonders in dem nach 1970 gebauten Wohnkomplex Waldrand, ließen die Stadtverwaltung und die großen Wohnungsunternehmen gemeinsame Anstrengungen für einen gewaltigen Stadtumbau unternehmen. Millionen wurden ausgegeben, um tausende Wohnungen zu sanieren und sogar abzureißen. In den Abrißlücken entstanden parkähnliche Grünflächen. Freundlich gestaltete Fassaden verleihen Schwedt heute ein einladendes und gastfreundliches Antlitz. Zusätzlich wurden die Reste der Altstadt liebevoll saniert und viele Neubauten fügen sich in die historische Bausubstanz ein.
Trotz aller schmerzlichen Erfahrungen mit den Umwälzungen nach 1990, blickt man in Schwedt nach vorn. So wurde ein großes überregionales Einkaufszentrum, das Odercenter, errichtet, und es wurden auch die lang ersehnten Wünsche der Schwedter nach einem Kino und einer Schwimmhalle erfüllt. Das 1969 errichtete Waldbad war den Stadtoberen allerding 2010 nicht mehr erhaltenswürdig genug. Es wurde geschlossen und vorschnell abgerissen. Sehr zum Unmut der Einwohner, die in einer Bürgerinitiative für den Erhalt kämpften.
Da im Jahre 2002 der städtische Umschlagsplatz in den neuen Hafen verlegt wurde, stand der Umgestaltung des Geländes um den Alten Markt nun nichts mehr im Wege. Auch wurde 2003 mit dem Aufbau einer neuen Papiermaschine begonnen. Die neue Bundesstraße B2 nach Angermünde (Richtung Berlin) als Teil einer zukünftigen Oder-Lausitz-Trasse und die Anbindung an die neue Ostseeautobahn wartet allerdings heute noch auf ihre Fertigstellung, um dem Industriestandort Schwedt weitere Zukunftsperspektiven zu geben. Regionale Impulse brachte auch der Eintritt Polens in die Europäische Union.
Heute gehört Schwedt zum Landkreis Uckermark (mit der Stadt Prenzlau als Kreisstadt) und ist immer noch die größte Stadt im Kreis. Das rege Vereins- und Kulturleben hat sich über die Jahre erhalten und wurde noch um den 1995 geschaffenen Nationalpark „Unteres Odertal“ erweitert. Die angenehme, Ruhe ausstrahlende Umgebung Schwedt’s ist Sommers wie Winters einen Abstecher wert. Ausgedehnte Spaziergänge und Radtouren sind durch die Oderniederung und die an ihrem Rand befindlichen Höhenzüge möglich. In den Wintermonaten werden allerdings die Wehre geöffnet, damit die Oder sich ausdehnen kann. Die Wiesen sind dann mit Wasser bedeckt und bieten ein seltenes Schauspiel. Man sollte sich dann allerdings nicht von den Wegen auf den Deichen entfernen. Im Sommer werden durch die Naturwacht geführte Wanderungen organisiert. Man erfährt Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt. Zahlreiche Hotels und Pensionen haben sich den Ansprüchen des naturbewußten Besuchers angepaßt und der Tourismusverein vermittelt zentral Übernachtungsmöglichkeiten.
Auch wenn unsere Stadt optisch mit den großen Städten der Geschichte seit der Zerstörung 1945 nicht mehr konkurrieren kann, so sind doch viele kleine, oft versteckt liegende Zeitzeugen bewahrt worden. Für die jetzige und folgende Generationen ergibt sich daraus die Aufgabe, ein neues Schwedt zu formen und das alte Schwedt in der Erinnerung seiner Bewohner wach zu halten.


Der Aufbau als Industriestadt -1945 bis 1990