DIE KATHOLISCHE KIRCHE ST.MARIA HIMMELFAHRT




Die Geschichte der katholischen Kirche in Schwedt beginnt mit dem Jahre 1820, als die Stadt nach kurzer Unterbrechung wieder eine feste Garnison erhielt. Für die wenigen katholischen Soldaten dieser Garnison wurde
ein- bis zweimal im Jahr der Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche gehalten. Dann wuchs die Gemeinde vor allem durch den Zuzug von Kaufleuten und Handwerkern, die sich aus Westfalen, dem Rheinland, Thüringen
und Schlesien in der Stadt niederließen. Im August 1853 erfolgte die Einweihung eines eigenen kleinen Kirchgebäudes mit einer Länge von 19 Metern und einer Breite von 8,50 Meter.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Kirchgemeinde derart an, daß der Bau einer großen Kirche erforderlich wurde. Mit dem Bau dafür wurde 1895 begonnen, im Mai 1898 wurde die fertiggestellte Kirche
geweiht. Die Kirche wurde entsprechend den Gepflogenheiten dieses Jahrzehnts und auch der vorangegangenen Jahrzehnte im neugotischen Stil gebaut. Von weitem bereits sichtbar, wirken an dieser Kirche vor allem der nadelspitze Turm und das hohe Dach; beide werden in ihrer Schlankheit noch erhöht durch den grauen Moselschiefer; sie verleihen dem Bauwerk eine Zierlichkeit und Zerbrechlichkeit, die fernab liegen von den wuchtig schweren Kirchbauten des Mittelalters. Die Verwendung des Baumaterials, dunkel roter, kleinformatiger
Ziegelstein, verstärkt den Eindruck von Leichtigkeit und Beschwingtheit.
Der Entwurf für diese Kirche aus dem Jahr 1894 stammt vom Königlichen Landbauinspektor Max Hasak, dem Erbauer des Pergamonmuseums. Betritt man das Innere der Kirche, wird die Absicht des Bauherrn deutlich: Die Anlage zielt auf einen einheitlichen großen Raum in den Ausmaßen von 33 mal 12 Metern. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die auffallende Höhe des Gewölbes, die breitere Vierung, durch den engen Anschluß der Apsis an den Innenraum und vor allem auch durch die großen Fenster mit den übergroßen Fensterrosetten von sieben Meter Durchmesser.




So drückt sich im Gewande eines nachgeahmten alten Baustils das für damalige Zeit moderne Empfinden aus: ein großer Gemeinschaftsraum, in dessen beinahe nüchternen Kühle sich der eine nicht vor dem anderen verbergen kann. Die drei Joche des Langraumes weisen Kreuzgewölbe auf, die Vierung ein Sterngewölbe, dessen Rippen auf eigenartigen Wandsäulen enden. Architektonisch notwendig waren sie nicht, eher ging es dem Baumeister um eine Gliederung der großen Wandflächen bzw. um deren Belebung.
Die Fenster stammen aus der Werkstatt Viktors von der Forst in Münster. Die Fenster (wurden 1998 durch einfache Glasfenster ersetzt) der Apsis enthalten Darstellungen der Verkündigung, der Geburt und der Begegnung mit Elisabeth; ihre Wirkung scheint aber beeinträchtigt durch allzuviele Verzierungen und gotische Kleinigkeiten, die außerdem darauf Platz gefunden haben. Die mittelsten Fensterrosetten des Querschiffs, um die je acht kleinere Rundfenster planetenartig herumschwingen, zeigen das Herz Jesu und Marias.
Unter den drei Altären im neugotischen Stil ist der Hauptaltar mit drei spitzen Türmchen am reichsten ausgestattet.
Im Gefolge einer sinnlos gewordenen Verteidigung der Stadt im Frühjahr 1945 wurde die Kirche durch Granattreffer beschädigt. Bei den Ausbesserungsarbeiten am Dach und an den Außenwänden wurde auf gleiches Baumaterial - roter Backstein und grauer Dachschiefer - zurückgegriffen.
Zum wertvollsten Inventar der Kirche werden ein hölzernes Kruzifix vom Ende des 15. Jahrhunderts und die Holzplastik der Heiligen Anna Selbdritt aus dem gleichen Zeitraum gerechnet. Das schwarze Kreuz ist 1,80 Meter hoch, an ihm hängt der Körper des Erlösers, die Arme fast waagerecht ausgestreckt, der Kopf ist auf die rechte Schulter geneigt; das dunkle Haar, auf das die Dornenkrone gedrückt ist, ist im Nacken gesammelt, eine Strähne fällt nach vorn auf die rechte Schulter. Das Tuch ist in derben Falten doppelt geknotet. Das Ausdrucksvollste ist das Gesicht, vom dunklen Bart umrahmt, im Augenblick des Todes die Augen bis auf einen Spalt geschlossen und der
Mund geöffnet.




Besser in der Erhaltung ist das zweite Stück. Die Plastik der Heiligen Anna mißt 1,13 Meter, Maria und das Kind sind 35 und 31 Zentimeter hoch. In streng frontaler Haltung steht die Mutter Anna, auf dem linken Arm hält sie die
Maria, auf dem rechten das Kind. Während das Kruzifix süddeutschen Einfluß aufweist, wird die Herkunft der zweiten Plastik einer Werkstatt im Norden Deutschlands zugeschrieben.
Seit 1971 weist die Kirche eine äußerst moderne Innenausstattung auf. Der Bildhauer Friedrich Press aus Dresden schuf dafür den Altar, das Tabernakel und den Taufstein. Der Altar wurde unter neuzeitlichen Gesichtspunkten direkt unter der Vierung aufgestellt, der Tabernakel steht links vom Altar: eine Monstranz, verbunden mit einer Kreuzform. Das Gestühl ist in Gruppen rings um den Altar aufgestellt. Die Innenwände der Kirche sind in Weiß gehalten, nur die
Rippen sind rot herausgehoben. Die neue Kanzel und das Tor stammen aus einer Handwerkerwerkstatt in Berlin-Weißensee, beides ist in Kupfer gearbeitet.

Aus "Schwedter Jahresblätter" 1982/S.69 ff.

Fotos: D. Sill









Die Evangelische Stadtkirche St.Katharinen
Der Berlischky-Pavillon