EINWOHNERENTWICKLUNG

Das Zusammentragen der Einwohnerzahlen von Schwedt war sehr aufwendig. Neben den Daten aus der Meldestatistik liegen auch immer wieder aus anderen Publikationen Zahlen vor, die teilweise erheblich voneinander abweichen.
Selbstverständlich können aus frühgeschichtlichen Zeiten kaum Einwohnerzahlen erbracht werden. Die größte gefundene Siedlungsfläche aus der Eisenzeit im Bereich der Wohnkomplexe 6 und 7 (Talsand und Waldrand) erstreckte sich auf ca. 1 Quadratkilometer und muß beachtlich gewesen sein. Auch die spätere slawische Burg östlich der Oder braucht den Vergleich mit den großen Funden nicht scheuen. Die für eine slawische Besiedlung beachtliche Größe von 240 x 100 Metern inklusive weiterer Siedlungs- und Handwerkerflächen westlich der Oder am sogenannten Mühlenberg (etwa Hochhaus Fischerstraße) läßt ebenfalls auf eine beträchtliche Einwohnerzahl für die damalige Zeit schließen.
Auf Grund des unzureichend erforschten mittelalterlichen Stadtbildes können auch aus dem archäologischen Bereich keine verlässlichen Zahlen aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert erbracht werden. Schätzungen gehen von 400 bis 1000 Einwohnern aus.
Selbst über die Einwohnerzahlen der Stadt Schwedt in jüngerer Zeit gibt es viele Mißdeutungen. So wurde die Zahl 26 zum Synonym der Auferstehung der Stadt nach den Totalzerstörungen im 30-jährigen Krieg und am Ende des 2. Weltkrieges 1945. Besonders in der Aufbauphase der 60-er Jahre wurde dieser martialische Vergleich immer wieder hervorgehoben. Doch er hinkt, denn die Zahlen ab 1639 sind wage. So sind zwar damals 26 Bürger in Schwedt gezählt worden, dazu gehörten aber noch deren Angehörige und die "niedere" Bevölkerung vom Kietz. So dürften es insgesamt etwa 120 Einwohner gewesen sein. Durch ein erbärmliches Leben in einem verödeten Landstrich zog es noch weitere fort, sodaß nach Überlieferungen nun wirklich nur noch 40 Einwohner in Schwedt ihr Leben fristeten. Und mehr als 300 Jahre später, wurde die Bevölkerung evakuiert, also kein Kriegsverlußt durch Kampfhandlungen. Noch auf dem Weg über Passow und Gramzow in den Westen wurden die Tracks von den Sowjetsoldaten überholt. Von den Evakuierten kehrten nicht einmal annähernd die Hälfte in ihre Heimatstadt zurück. Ca. 1 Drittel der Nachkriegsbevölkerung bestand aus Vertriebenen aus Gebieten östlich der Oder.
Mit der Industrialisierung ab 1958 setzte eine schier unglaubliche dynamische Entwicklung ein, die Besonders anhand der zum Download bereit stehenden Statistik ersichtlich wird. Daß der Vergleich von Zahlen zwischen 1960 und 1990 und danach hinkt, darüber finden Sie in der Rubrik Schwedt Factor einen Artikel. Diesen lesen!

Bei den Einwohnerstatistiken greife ich auf die Daten des Schwedter Melderegisters zurück. Die Daten des Landesbetriebes für Datenverarbeitung und Statistik hängen immer zurück und liegen deshalb um bis zu 2000 Einwohner höher. Dies ist dadurch bedingt, daß die Schwedter Meldestelle gleich bei einer Abmeldung die Fortziehenden aus der Statistik nimmt, der Landesbetrieb dies aber erst bei der Ameldung am neuen Wohnsitz tut.
Für die Überlassung von Daten bedanke ich micht recht herzlich bei Frau Elke Bruchmann aus der Statistikstelle der Stadtverwaltung, die mir unkompliziert und zügig half.

(DS 2007)


Einwohnerzahlen als PDF hier downloaden ! [20 KB]



Sie erkennen deutlich den Einwohnerschwund nach dem 30-jährigen Krieg 1639 und nach der Evakuierung 1945.